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Angelika Schmidgestorben am 12. Januar 2024

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Wenn ich an Angelika Schmid denke,

kommt mir natürlich Ihre absolute Professionalität in den Sinn.
Sie lebte das Theater, spielte in allen Sparten, und das ihr ganzes Leben lang. Ich hatte es schon damals, im Jahr 1981, als wir zusammen an das Theater Trier engagiert worden waren, erfahren, dass sie schon als ganz junge Frau, also direkt nach ihrer Schulzeit, ans Theater Trier als Chorsängerin engagiert worden war, allerdings mit Soloverpflichtung.
Und da kehrte sie damals an ihre Anfangsstätte zurück. Zunächst als Soubrette. Sie war eine brillante Tänzerin, eine großartige Schauspielerin.
Ihre erste Rolle war 1981 die „Mabel“ in „Die Zirkusprinzessin“, ich spielte – unter meinem damaligen Künstlernamen „Ferenc Bajor“ - den „Mister X“, die Tenorrolle. Wenn wir uns in privater Gesellschaft trafen, fiel mir gleich am Anfang auf, dass sie irgendwie immer etwas reserviert wirkte. Später erklärte ich dieses mir etwasseltsam vorkommende Verhalten damit, dass sie eigentlich immer in ihrer Theaterwelt lebte.An ihrer Gesangsstimme arbeitete sie mit Ausdauer, so wurde sie mit der Zeit auch auf diesem Gebiet eine passable Sängerin. Sie blieb auch nicht bei den Soubretten-Rollen, sondern spielte schon bald in „Zwei Herzen im Dreivierteltakt“ meine Partnerin, die eigentlich eine Sängerin-Rolle war.
Ich schied 1985 aus dem Ensemble aus, so konnte ich es nicht mehr mitverfolgen, wie sie immer mehr auch in der Sparte Schauspiel mitwirkte.
Als ich 2006 mein Comeback in „Die Csárdásfürstin“ erlebte, spielte sie gleich mit. Sie gestaltete die „Fürstin Anhilte“, eine Charakterrolle, in der ihr ganzes Können zum Vorschein kam. Ihren Gatten, den „Fürsten Lippert Weylersheim“, stellte der für mich unvergessene Nick Herbosch dar. Ich spielte den „Feri-bácsi“, den Altcharmeur, die Jugendliebe der Fürstin. Unsere Szenen gehörten zu den herrlichsten Erlebnissen meiner ganzen Theaterzeit. Angelika gestaltete ihre Rolle mit so viel Humor, mit so viel Enthusiasmus, dass es für mich zur reinen Freude wurde, sie so zu erleben.
Das letzte Mal erlebte ich ihre Darstellungskunst in dem Zwei-Personen-Stück „Josef und Maria“ von Peter Turrini, die sie mit Hans Peter Leu, der 1981 auch mit uns engagiert worden war, spielte. Sie ging als Maria in ihrer Rolle ganz auf, es war Darstellungskunst auf höchster Ebene. Auch ihr Partner, Hans Peter Leu, überzeugte als Josef ganz. Anschließend lud ich sie zu einemkleinen Umtrunk in die Weinstube ein. Die Stimmung unseres freudevollen Wiedersehens wurde durch die Tatsache getrübt, dass man bei ihr damals schon die Krankheit diagnostiziert hatte, die sie nie mehr los werden sollte. Ich werde Angelika immer als große Künstlerin, die sich ganz dem Theater widmete, in Erinnerung behalten. Nun hat sie , wie es im Nachruf ihrer Familie steht„die Bühne des Lebens“verlassen“.
Ferry Seidl